Schöne Schnitte

Schöne Schnitte
Alte und neue Schneiderwerkstätten in St. Aegyd

In der Wirtschaftswunderzeit galt St. Aegyd als regionales Zentrum der Textilmode-erzeugung, in den 1950er- und 1960er-Jahren waren hier zeitweise bis zu sieben Schneiderwerkstätten in Betrieb. Dutzende Angestellte und viele Lehrlinge brachten florierende Umsätze und manche Produkte, wie die berühmte Göller-Schihose der Schneiderei Felix Kraft, sorgten für internationale Furore. Niemand geringerer als der österreichische Weltrekordspringer Sepp „Bubi“ Bradl trug die patentierte Schihose bei seinen Erfolgen.

Die St. Aegyder Schneiderwerkstätten fertigten aber in erster Linie für den täglichen Bedarf. Anzüge, Mäntel, Hosen, Kostüme, Trachtenmode, Schibekleidung und Unterwäsche – in St. Aegyd konnte man sich in jener Zeit fast vollständig mit Mode aus dem Ort einkleiden. Die Werkstätten hatten meist eine eigene Auslieferung und vertrieben ihre Produkte bis nach St. Pölten und Wien.

Der zunehmende Preisdruck der in Billiglohnländern massenhaft hergestellten Bekleidung brachte auch die St. Aegyder Schneiderwerkstätten immer mehr in Bedrängnis, - nach und nach mussten die Betriebe ihr Sortiment reduzieren und schließlich überhaupt sperren. Viele Jahre gab es gar keinen Betrieb mehr in der Gemeinde. Bis dann 2019 Dominique Mayerhofer, die Tochter einer St. Aegyder Schneidermeisterin, wieder eine Werkstätte eröffnete. In ihrem Geschäft „Aus Liebe zur Tracht“ knüpft die Jungunternehmerin an die reiche Tradition der St. Aegyder Schneiderein an. Sogar alte Stoffe, die von den ehemaligen Betrieben noch übergeblieben sind, werden nun zu neuen Stücken verarbeitet.

Im Film erinnern sich ehemalige Mitarbeiterinnen der St. Aegyder Schneiderein an die Hochblüte der Textilerzeugung, parallel dazu wird die Arbeit in der jüngst eröffneten Trachtenwerkstätte dokumentiert. Und auch das alte Kino geht wieder in Betrieb. Dort werden nämlich historische Werbedias- und ein Werbefilm gezeigt, mit dem die St. Aegyder Modemacher einst vor heimischem Publikum für ihre Produkte geworben haben.

Film: Alina Strasser